bremer kriminal theater
/

             Das SPANNENDSTE Theater Bremens...

 

Karl Schönherr

Der Weibsteufel



Zuerst habt ihr mich aufgerissen bis auf den Grund,
 und jetzt möchts ihr mich wieder zudrehn, 
 wie einen Wasserhahn. Aber mich fangts nimmer ein.


"Der Mann. Sein Weib. Ein junger Grenzjäger. Schauplatz: eine Stube." So lapidar die einleitende Regieanweisung, so tödlich der Konflikt, der sich zwischen den Worten zusammen braut: Auf ein Schmugglerehepaar an der Grenze zwischen Bayern und Tirol wird der neue Gebirgsjäger angesetzt, der sich an die Frau heranmachen soll, um dem Mann das verbrecherische Hand-werk zu legen.

Der Schmuggler hält seine Frau an, auf die Avancen des Polizisten einzugehen, aber aus der taktischen Annäherung zwischen Frau und Jäger erwächst eine alpenländische amour fou und aus dem strategischen Plan des Ehemanns brennende Eifersucht. 

In schnörkellosen, wie in Erz gegossenen Sätzen, in kraftvollen, kantigen Szenen erzählt Schönherr eine schwarze Emanzipationsgeschichte: Die Frau, von beiden Männern zum bloßen Werkzeug degradiert, befreit sich mehr und mehr aus ihrer funktionalen Rolle und wird zur treibenden Kraft. Unerbittlich wie in einer Tragödie läuft in einem Showdown voll eruptiver Erotik alles auf das Ende zu.


Unter der bäuerlichen Oberfläche und der alpinen Kunstsprache keine Spur von Lederhosentragödie oder gar: Auf der Alm, da gibt's viel Sünd'. Vielmehr eine Dreiecksgeschichte von archaischer Wucht, mit einer sogartigen, ja rauschhaften Kraft. Ein Volksstück der anderen Art.






Schöner Tod in den Alpen

(Corinna Laubach, Kreiszeitung)

 

Dass sich aus einem einfachen Plot Mann (Martin Leßmann), Frau (Franziska Mencz) und Grenzjäger (Christian Aumer) eine subtile Geschichte mit feinem Spannungsbogen entspinnen kann, zeigt das Stück in der Inszenierung von Ralf Knapp.

Kern bildet der Befreiungskampf der Frau, die zunächst zum Objekt der Begierde gemacht wird und dann selber alle Zügel in der Hand hält. „Mich fangt’s nimmer mehr ein“, prophezeit sie mit blitzenden Augen in der allzu kargen Stube (eine Sitzbank, sonst nichts). Mit dieser Frau muss man rechnen. Verhuscht und sorgsam zunächst in Janker und Puschen, später dann  mit viel Dekolleté und schließlich in Corsage, Rock und roten Schuhen.

Es ist eine Befreiung par excellence. Erst soll sie dem jungen Gebirgsjäger schöne Augen machen, damit der von den umtriebigen Schmugglereien des Ehepaares an der Grenze keinen Wind bekommt. Als der jedoch mit Haut und Haar der Frau erlegen ist, nachts um die Hütte schleicht und sie sich verliebt, ist das ihrem gebrechlichen Mann (Leßmann schön kauzig) aber auch nicht recht. Doch da liegen längst Spannung und Sexappeal in der Luft.

Die morbide Dreiecksgeschichte nimmt ihren unweigerlichen Lauf. Nicht selten ist das urkomisch, noch dazu im alpinen Dialekt. Doch der bittere Ernst der Lage, der wird schnell klar. Die beiden Männer handeln noch um die Schöne, haben die Rechnung aber längst ohne sie gemacht. Sie will frei sein. Wenn’s sein muss, führt der Weg auch über Leichen... 

Auf dem kleinen schrägen Bretterquadrat (Bühne: Knapp und Ensemble) im Kriminaltheater spielen sich in „Der Weibsteufel“ die großen Dramen des Lebens auf wenigen Metern ab. Die Schmugglerware unterm Verschlag, der Kampf um Emanzipation, Liebe und Freiheit oben drauf.

Mit großer Präsenz, morbider Situationskomik und packendem Spiel führt das dreiköpfige Ensemble auf den unweigerlichen Höhepunkt zu. Schönherrs Alpendrama in Norddeutschland, das geht auf. Das eingespielte Trio liefert einen packenden Tod in den Bergen. Begeisterter Applaus.

 

________________________________________________________________________________

Vom Mauerblümchen zum Satansbraten

(Arne Bode, Weser-Kurier)


Fast 100 Jahre nach seiner Uraufführung hat das von KarlSchönherr verfasste Stück „Der Weibsteufel“, das im bremer kriminal theater gezeigt wird, nichts an seiner Dramatik und Eindrücklichkeit verloren. Zeitlos wirkt der Konflikt, der sich zwischen einem Ehepaar und einem Grenzjäger entspinnt und der sich um Gier, Leidenschaft und das Geld dreht. (...)

Ein herausragend gutes Dreier-Ensemble haucht dem „Weibsteufel“ ordentlich Leben ein. Christian Aumer porträtiert den Grenzjäger so inbrünstig und dominant wie man es sich nur wünschen kann. Bis in die kleinsten Gesten kontrolliert er die Rolle. Franziska Mencz spielt das „Weib“ und Wandlung zum „Weibsteufel“ von der ersten bis zur letzten Minute eindrücklich und mit vollem Körpereinsatz. Auch Martin Leßmann, der den Ehemann spielt, weiß seine Rolle zu interpretieren und gibt den von Neid und Geldgierzerfressenen Ehemann gekonnt und ohne Schnörkel.

Das Stück ist 1914 von Karl Schönherr, einem der bekanntesten österreichischen Dramatiker, verfasst worden ... Regisseur Ralf Knapp hat gut daran getan, sich ganz nah am Original zu halten. Noch nach hundert Jahren üben die etwas angestaubten Redewendungen und treffsicheren Pointen ihre Faszination aus und machen den „Weibsteufel“ zu Recht zu einem sehenswerten Klassiker.